Reportage HLF3: Schadstoff

Das Wort „Schadstoff“ weckt Erwartungen im Kopf, für ein Reaktorunglück oder den chemischen Industrieunfall wird das neue Fahrzeug der Feuerwehr Grafenwörth aber nicht ausgerüstet sein 😉 Auch war es keine Zielsetzung, den Schadstoffspezialisten in Feuersbrunn Arbeit wegzunehmen, vielmehr soll mit der Ausrüstung des HLF3 auf die typischen Szenarien in und um Grafenwörth reagiert werden können. 

Größte Neuerung wird ein Mehrgasmessgerät sein, welches Sauerstoffgehalt, Kohlenmonoxidgehalt und Stickstoffoxidgehalt messen kann. Primärer Anwendungsfall für dieses Gerät werden Türöffnungen und ähnliche Einsätze zur Menschenrettung sein. Die Ursachen dafür, dass sich eine Person nicht meldet können vielfältig sein, auch der Austritt von Kohlenmonoxid (farb-, geruch- und geschmacklos) ist ein häufiger Grund. Da dieses Gas giftig und erstickend wirkt, wird das neue Messgerät die Feuerwehrleute rechtzeitig warnen. 

Aber auch im Nachgang zu Brandeinsätzen wird das Messgerät wertvolle Hilfe leisten. Auch wenn der Brandrauch bereits abgezogen ist, so geben verbrannte Reste weiterhin Kohlenmonoxid ab. Das Mehrgasmessgerät wird einen Anhaltspunkt liefern, welche Bereiche betreten werden können und wo weiterhin Gefahr herrscht. 

Ebenfalls neu sind 3 Stück Chemieschutzanzüge der Stufe 2 (nicht gasdicht). Damit kann ein Atemschutztrupp gegen gefährliche Flüssigkeiten oder Feststoffe vorgehen. Auf Basis vergangener Erfahrungen rechnen wir mit solchen Einsätzen im Gewerbepark und auf den Autobahnen rund um Grafenwörth. Die Stufe-2-Anzüge sollen der Feuerwehr Grafenwörth Erstmaßnahmen ermöglichen und anschließend die Unterstützung der Schadstoffgruppe, z.B. bei der Dekontamination. 

Ein Großteil der Schadstoffausrüstung am neuen Fahrzeug sind jedoch Klassiker: Unsere bestehende, flexible Auffangwanne fährt wieder mit, ebenso eine neue, steife Auffangwanne. Ein Kanaldichtkissen, Ölbindemittel und eine Moosgummiplatte (zur Tankabdichtung) finden sich ebenfalls in der Beladung. 

Nicht ganz neu, aber wesentlich praktischer als im Moment wird die Hygieneausrüstung verstaut sein. Mit einem so genannten „Hygieneboard“, welches im Ganzen ausziehbar ist, steht den Feuerwehrleute rasch eine Möglichkeit zur Verfügung Schadstoffe von Ausrüstung und Körper zu entfernen um zumindest die Einwirkzeit kurz zu halten. Damit sind auch Schadstoffe gemeint, die sich im typischen Brandeinsatz ansammeln. 

Zusätzlich bieten auch andere Ausrüstungsgegenstände einen Mehrwert im Schadstoffeinsatz. Die neue Wärmebildkamera kann z.B. genutzt werden um Tankinhalte zu erkennen und die verschiedenen Feuerlöscher können eingesetzt werden, wenn chemische Stoffe mit Wasser stark reagieren würden. 

Mit dem HLF3 wird die Feuerwehr Grafenwörth zwar nicht zu einer Chemiefeuerwehr, aber für Erstmaßnahmen und Eigenschutz stehen künftig solide Mittel zur Verfügung.